In unserer modernen Gesellschaft scheint das „Selbstwert/Selbstbewunderung-um-jeden-Preis“-Denken allgegenwärtig zu sein. Viele Menschen streben danach, ihr Selbstwertgefühl durch externe Anerkennung und Leistung zu steigern, doch dieser Ansatz birgt langfristig zerstörerische Konsequenzen.
Die Illusion des bedingten Selbstwerts
Das ständige Streben nach einem überhöhten Selbstwertgefühl führt zu einer Flucht in grandiose Fantasien. Wir erleben:
Unechte Reichtümer (Schuldenwirtschaft),
Unechte Schönheiten (Plastische Chirurgie),
Unechte Leistungen (Doping im Sport),
Unechte Stars (Reality-TV und Social Media),
Unechte Genies (Noteninflation),
Unechte Selbstbilder (künstlich durch Lob gepushte Kinder),
Unechte Freundschaften (soziale Netzwerke).
Diese Fantasiewelten mögen sich kurzfristig gut anfühlen, doch am Ende holt uns die Realität ein – wie etwa die globale Finanzkrise zeigt.
Überzogene Selbstwertstrategien bringen uns langfristig mehr Schaden als Nutzen.
Selbstmitgefühl statt Selbstwertgefühl
Was wäre, wenn unser positives Selbstgefühl nicht von externen Bewertungen abhinge, sondern aus einer tieferen, inneren Quelle käme?
Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst mit Verständnis und Freundlichkeit zu begegnen, ohne den ständigen Drang, unseren Wert beweisen zu müssen.
Selbstmitgefühl erkennt die menschliche Natur in all ihren Facetten an – mit Stärken und Schwächen.
Es bedeutet, sich dem gegenwärtigen Moment achtsam zuzuwenden, ohne ständige Bewertungen vorzunehmen.
Unsere Erfolge und Misserfolge kommen und gehen, definieren uns aber nicht. Sie sind lediglich Teile des Lebensprozesses, der unser tiefes Menschsein nicht beeinflussen sollte.
Während das Selbstwertgefühl oft darauf abzielt, außergewöhnlich und überdurchschnittlich zu sein, ruht Selbstmitgefühl auf der Akzeptanz unserer Zerbrechlichkeit und Unvollkommenheit. Es verbindet uns mit anderen Menschen, weil wir alle diese Gemeinsamkeiten teilen. So fühlen wir uns verbunden und vollständig, auch wenn wir Fehler machen.
Die Wissenschaft bestätigt es:
Aber funktioniert das wirklich?
Die Forschung belegt es: Eine Studie der Universität Texas in Austin zeigt, dass Selbstmitgefühl ähnliche Vorteile bietet wie ein hohes Selbstwertgefühl – jedoch ohne die negativen Begleiterscheinungen. Menschen mit Selbstmitgefühl erleben weniger Ängste, sind glücklicher und emotional stabiler.
Selbstmitgefühl ist besonders hilfreich, wenn unser Ego bedroht ist oder etwas schiefläuft. Im Gegensatz zum Selbstwertgefühl, das uns oft im Stich lässt, unterstützt uns Selbstmitgefühl in schwierigen Momenten. Wenn wir versagen, uns unzulänglich fühlen oder keine Anerkennung von außen erhalten, bleibt das Selbstmitgefühl eine konstante Kraftquelle.
Selbstmitgefühl ist eine nachhaltigere und stabilere Form der Selbstachtung. Es entlastet uns von dem Druck, ständig perfekt sein zu müssen, und hilft uns, auch in schwierigen Momenten gut mit uns selbst umzugehen.
Wie du Selbstmitgefühl erlernen kannst, erfährst du in meinem Coachings.
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