In der heutigen Zeit suchen und brauchen immer mehr Menschen professionelle Hilfe im Bereich der psychischen Gesundheit. Die steigende Nachfrage nach psychiatrischer Versorgung steigt enorm -aber wer kann mir wirklich bei welchem Problem helfen?
In nachfolgendem Artikel habe ich mal versucht die 4 Stufen und Arten von Therapeuten und Therapieformen im österreichischem Gesundheitswesen darzustellen:
Eins noch vorweg:
Was genau ist eigentlich eine psychologische Beratung?
Grundsätzlich unterscheidet man in der Psychologie zwischen „psychologischer Beratung“ und „Psychotherapie“.
Die Psychotherapie bietet Hilfe bei Krankheit und echten Störungen des Denkens, Fühlens, Erlebens und Handelns. Dazu zählen unter anderem Wahrnehmungsstörungen, schwere Angststörungen, Depressionen, Essstörungen, Sucht- und Zwangserkrankungen.
Psychische Belastungen, die gesunde Menschen erleben können, wie beispielsweise Beziehungskonflikte, Schwierigkeiten mit dem Selbstwert, Problemen in der Partnerschaft oder Schwierigkeiten in der Erziehung von Kindern, im Beruf oder sozialen Umfeld, aber auch schwere Lebenskrisen werden nicht zu den psychischen Störungen gezählt.
Daher wird die Behandlung dieser Bereiche in der Regel nicht als „Psychotherapie“, sondern als „psychologische Beratung“ bezeichnet.
Nur wenn bei solchen Belastungen nicht zeitgerecht eingegriffen wird und daraus eine Erkrankung entsteht, wird sie mit Psychotherapie oder vom Psychiater behandelt und Teile der anfallenden Kosten vom Staat übernommen.
Der Psychiater:
Ausbildung: Ein Psychiater ist ein Mediziner mit einem abgeschlossenen Medizinstudium und einer anschließenden Facharztausbildung in Psychiatrie. Dies umfasst eine umfassende medizinische Ausbildung mit Fokus auf psychische Gesundheit.
Qualifikation: Psychiater sind berechtigt, Medikamente zu verschreiben und haben eine fundierte Kenntnis der biologischen Aspekte psychischer Erkrankungen. Sie sind in der Lage, medizinische und psychotherapeutische Ansätze zu kombinieren. Der Psychiater arbeitet mit psychisch erkrankten Menschen.
Psychologe:
Ausbildung: Ein Psychologe hat ein Hochschulstudium in Psychologie abgeschlossen. Dies umfasst theoretische und praktische Ausbildung in verschiedenen psychologischen Bereichen.
Qualifikation: Psychologen bieten keine medizinischen Behandlungen an, können jedoch psychotherapeutische Ansätze verwenden. Sie konzentrieren sich auf die Diagnose, Bewertung und Intervention bei psychischen und emotionalen Problemen. Der Psychologe arbeitet meist mit erkrankten Menschen.
Psychotherapeut:
Ausbildung: Psychotherapeuten haben eine umfassende Ausbildung in Psychotherapie absolviert, die auf einem vorherigen Studium (z.B. Psychologie, Medizin) aufbaut. Es gibt verschiedene psychotherapeutische Schulen und Ansätze.
Qualifikation: Psychotherapeuten bieten Gesprächstherapie und andere psychotherapeutische Techniken an. Sie sind spezialisiert auf die Behandlung von psychisch erkrankten Menschen mit besonders emotionalen und psychischen Herausforderungen ohne Medikamentenverschreibungsberechtigung.
Dipl. psychologischer Berater:
Ausbildung: Lebens- und Sozialberatung (LSB)ist ein österreichisches Spezifikum. Es handelt sich um ein sogenanntes gebundenes Gewerbe, d.h. die Ausbildung dafür und die Ausübung sind gesetzlich streng geregelt.
Der „LSB-Neu“ braucht eine mindestens sechs semestrige Ausbildung (180 ECTS), 4500 Stunden Ausbildungszeitraum (Unterricht, Selbststudium, Supervision, Peergroups und supervidierte Praxiszeiten).
Nach Diplomarbeit und einer Prüfung vor einer Fachkommission ist eine individuelle Befähigung möglich und damit die gewerbliche Ausübung erlaubt.
Qualifikation: Psychologische Berater arbeitet mit den noch bestehenden Selbstheilungskräfte im Menschen und bieten unterstützende Gespräche, Methoden für neue Sicht -u. Denkweisen an, um Menschen in schwierigen Lebenssituation zu helfen.
Der psychologische Berater arbeitet unter Schweigepflicht er stellt keine Diagnose, darf nicht mit psychisch erkranktem Menschen arbeiten und darf keine Medikamente verschreiben.
Die Kosten für eine psychologische Beratung die eigentlich als erste gesundheitliche Präventationsmaßnahme gesehen werden darf, werden (noch) nicht von den Krankenkasse übernommen.
Psychosoziale Beratung: Krise, nicht Krankheit
Die psychologische Beratung kommt in Lebensphasen zum Einsatz, die mit grossem Leidensdruck einhergehen, jedoch (noch) nicht den Kriterien einer psychischen Erkrankung entsprechen.
Du hast vielleicht schon selbst erlebt, wie belastend zum Beispiel eine Ehekrise, eine schwierige Trennung, Probleme im Job oder ein Todesfall im persönlichen Umfeld sein können.
Solche Situationen führen nicht selten zu emotionalen Krisen.
Psychologische Berater:innen unterstützen gesunde Personen in solchen Momenten.
Klient:innen in der psychologischen Beratung erleben eine krisenhafte Phase, sie sind jedoch nicht psychisch erkrankt. Aus diesem Grund ist die psychosoziale Beratung keine Kassenleistung.
Die Vorteile einer psychologischen Beratung
Die Kosten einer psychosozialen Beratung werden von den Klient:innen privat getragen. Daraus ergeben sich jedoch zahlreiche Vorteile:
1. Keine Auseinandersetzung mit der Krankenkasse
Psychiater, Psychotherapeuten und Psychologen arbeiten in der Regel mit Krankenkassen zusammen. Die Kassen übernehmen Teile der Behandlungskosten und fordern und erhalten dafür zahlreiche Informationen wie Diagnosen, Medikation und Krankschreibungen.
Psychosoziale Berater:innen arbeiten vollkommen eigenständig, deshalb unterliegen sie der absoluten Schweigepflicht auch gegenüber den Krankenkassen. Nehmen Personen das Angebot einer psychologischen Beratung in Anspruch, wird dies nicht vermerkt. Datenschutz und absolute Vertraulichkeit stehen an oberster Stelle.
2. Kurze Wartezeit
Psychiater, Psychotherapeuten und Psychologen haben meist eine Warteliste. Sie erhalten erfahrungsgemäß drei bis vier Wochen nach dem Erstkontakt einen Platz für regelmäßige Gespräche. Bei einer psychologischen Beratung können Sie nach dem Erstgespräch direkt loslegen.
3. Freie Wahl des psychologischen Berater:in
Krankenkassen vergeben eine regional begrenzte Anzahl an Zulassungen. Das bedeutet: Sie können nur zugelassene Therapeuten und Ärzte aufsuchen, damit die Kasse die Behandlungskosten übernimmt.
Bei der Wahl von psychologischen Berater:innen sind Sie vollkommen frei. In einem Telefonat können Sie eine erste Einschätzung vornehmen und sich für die Beratungsperson entscheiden, die Ihnen am besten zusagt.
4. Mitspracherecht während der Dauer der Beratung
Eine Beratungseinheit dauert in der Regel 60 Minuten. Gemeinsam mit der Beratungsperson entscheiden Sie, wie viele Sitzungen die Beratung dauert.
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